Lindenblüten-Gelfluid
In keinem anderen Jahr ist mir die Linde so intensiv begegnet wie in diesem Sommer. Wo ich auch unterwegs war, überall ist sie mir heuer aufgefallen. Der Begriff „Dorflinde“ hat da noch einmal eine ganze andere Bedeutung für mich bekommen. Wirklich, egal in welche auch noch so kleine Gemeinde man kommt, fast mit Sicherheit findet man irgendwo eine Linde.
Es ist auch nicht weiter verwunderlich, denn die Linde galt seit jeher als heiliger Baum. Sie soll der Wohnsitz der Göttin Freya sein und es war der Platz unter der Dorflinde, an dem man früher zusammenkam. Dort wurde nicht nur Gericht gehalten, – sondern man feierte auch gemeinsam Feste um sie herum. Das Plätzchen, an dem sie steht soll vor Schaden bewahrt bleiben, was vielleicht auch erklärt, warum sie so gerne am Gemeindeplatz, bei Kapellen oder eben bei Häusern gepflanzt wird.
Vielleicht ist es aber einfach auch der unglaublich liebliche Duft, der uns zu den Linden zieht. Nicht nur die Bienen sind wie in Trance, – auch ich bin komplett vom beruhigenden, honigartigen Duft der Blüten verzaubert.
Was kann die Lindenblüte?
Die Lindenblüten werden samt Hochblatt, spätestens 3-4 Tage nach dem Aufblühen, gesammelt und getrocknet.
Sie wirken schweißtreibend, abwehrsteigernd, auswurffördernd und reizlindernd und können, zum Beispiel als Tee, Tinktur oder Sirup eingesetzt, bei grippalen Infekten, Husten oder Fieber eingesetzt werden. Hier ist eine Mischung aus Holunder- & Lindenblüten besonders hilfreich.
Fühlt man sich unrund und aufgekratzt, hilft eine Tasse Lindenblütentee, um etwas innere Ruhe zu finden. Auch bei Einschlafproblemen und Nervosität kann sie Linderung bringen.
Kombiniere sie hier zum Beispiel mit Lavendel, Melisse, Baldrianwurzel oder Hopfen.
Lindenblüten für die Haut
Lindenblüten enthalten Schleimstoffe, Gerbstoffe, Flavonoide und ätherisches Öl.
Daraus resultierende Wirkungen können nicht nur innerlich, sondern auch äußerlich für die Haut, Anwendung finden. So können wir für unsere DIY-Naturkosmetik die antibakteriellen, juckreizlindernden, antioxidativen, adstringierenden, hautberuhigenden und entzündungshemmenden Eigenschaften nutzen.
Zur Hautpflege habe ich mir in diesem Sommer wieder mein „Lindenblüten Gelfluid“ gerührt. Um dabei an möglichst viele Inhaltsstoffe der Lindenblüte zu gelangen, stelle ich dafür einen Lindenblüten-Ölauszug, einen Extrakt und auch das Hydrolat her. Es werden also die öl-, alkohol- und wasserlöslichen Inhaltsstoffe herausgelöst.
Lindenblüten-Ölauszug in Jojoba
Am späten Vormittag erntest du bei trockenem, schönen Wetter eine Handvoll Lindenblüten.
Nun noch etwas zerkleinern und anschließend in ein sauberes Schraubglas geben. Mit Jojobaöl auffüllen, – so dass es fingerdick über dem Pflanzenmaterial steht und nichts mehr vom Pflanzenmaterial aus dem Öl herausragt.
Die ersten Tage mit einem Baumwolltüchlein abdecken, damit die Restfeuchtigkeit wirklich gut entweichen kann. Später kann auch ein Schraubdeckel verwendet werden.
Mehrmals täglich rührt man nun mit einem sauberen Spatel um, damit sich die Inhaltsstoffe gut herauslösen können.
Das Lindenblüten-Jojobaöl-Gemisch an ein helles, aber nicht sonniges Plätzchen stellen. Nach 3-4 Wochen wird es sauber abfiltriert und abgefüllt.
Die ätherischen Öle lösen sich sanft in unserem Ölauszug und ein leichter Duft ist wahrnehmbar. Für das Gelfluid brauchen wir später dann 12 g.
Lindenblüten-Extrakt
Besonders gerne stelle ich Kräuter-Extrakte her. Ich mache sie aus Bio-Weingeist, pflanzlichem Bio-Glycerin und Bio-Rosenhydrolat. Natürlich kann man auch destilliertes Wasser oder ein anderes Hydrolat verwenden. Durch die Lösungsmittel im Extrakt werden besonders viele Inhaltsstoffe herausgelöst. Wenn der Ansatz fertig ist, kann ein Kräuter-Extrakt innerlich wie äußerlich eingesetzt werden.
Für die Anwendung in naturkosmetischen Zubereitungen dosiere ich Extrakte etwa 3-5%-ig. Für das Gelfluid brauchen wir 4 % vom Lindenblüten-Extrakt.
Hier mein Grundrezept für einen Kräuter-Extrakt.
Lindenblütenhydrolat
Wenn du im Besitz einer Destille bist, kann ich dir wirklich wärmstens empfehlen, die Lindenblüten einmal zu destillieren.
Vor ein paar Jahren habe ich sie getrocknet aus dem Wasser heraus destilliert. Heuer habe ich es ganz anders probiert: Nur leicht angetrocknet und „normal“, also die Kräuter im Aromakorb und nicht aus dem Wasser heraus. Ich habe mir auch die Mühe gemacht und alle Hochblätter entfernt, so dass ich wirklich 250 g reines Blütenmaterial zur Verfügung hatte. Das Resultat ist jedenfalls ein Hydrolat, mit dem ich den süßen, honigartigen Duft der Lindenblüte richtig gut einfangen konnte. Eine echte Freude!
Wenn du keine Alquitara, Leondardo oder Co dein Eigen nennst, kannst du es auch einmal mit der Topfdestillation probieren. In diesem Beitrag habe ich genau erklärt, wie sie funktioniert.
Alternativ gibt es das Lindenblütenhydrolat auch im Handel bzw. kannst du destilliertes Wasser oder Rosen-, Neroli- oder Lavendelhydrolat verwenden.
Für unser Rezept benötigen wir 67 g des Duftwässerchens.
Lindenblüten Gelfluid
Um ein Gel herzustellen braucht es natürlich einen Gelbildner. Sehr bekannt ist hier Xanthan (oder auch Xanthan transparent, Cosphaderm, Xanthan sense). Es ist natürlichen Ursprungs und auch in der Lebensmittelindustrie zugelassen.
Ich habe in meinem Rezept einen „Xanthan-Abkömmling“ namens Siligel verwendet. Hier handelt es sich also auch um Xanthan, allerdings mitunter kombiniert mit Lecithin. Ich mag hier einfach das Hautgefühl, das es hinterlässt. Wenn du es also daheim hast, probiere es für diesen Rezept unbedingt einmal aus. Ansonsten kannst du auch mit dem „normalen“ Xanthan arbeiten, hier brauchst du etwa 1 %, um ein schönes Gel zu erhalten. Wenn du es etwas „fester“ magst, gib noch eine Brise hinzu. Man kann es im Nachhinein noch gut einarbeiten. Wichtig ist, dass du es vorher am besten mit etwas hochprozentigem Weingeist benetzt und erst dann zur Flüssigkeit gibst. Somit kannst du eine Klümpchenbildung weitgehend vermeiden.
Wenn du Siligel verwendest, benötigst du eher 1,5%. Auch hier kann brisenweise nachdosiert werden.
Das Fluidlecithin Super ist ein Muss in meinem Rezept. Obwohl seine Hauptaufgabe in dieser Rezeptur nicht das Emulgieren ist, verhilft es dennoch zu einer schönen glatten, fluiden Konsistenz. Mein Hauptgedanke war aber, es hier als Rückfetter und Pflegekomponente einzusetzen. Es macht die Haut weich, pflegt und stärkt die Hautbarriere.
Hier findest du nun wieder die Rezeptkarte mit den genauen Mengenangaben und natürlich auch, wie man das Lindenblüten-Gelfluid herstellt.
Viel Spaß beim Ausprobieren.
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