Wir sind mitten drin im Mai und ich kann mich kaum sattsehen, an den herrlichen Grüntönen, die dieser Wonnemonat mit sich bringt.
Alles steht in der Kraft, so vieles sprießt und blüht und bei einem Spaziergang in der Natur weiß meine Nase im Moment kaum, welche Düfte sie als erstes wahrnehmen soll.
Der Mai ist wahrlich eine Zeit für der Sinne. Und wie heißt es noch? „Alles neu macht der Mai!“ – Da ist schon was dran, – nicht nur in der Natur macht er vieles „neu“, auch in mir entsteht um diese Zeit herum ein großer Tatendrang! – Viele neue Ideen sprudeln aus mir heraus. Altes darf gehen, Neues darf sich Entfalten.
NEUAUSTRIEB
NEU und gerade frisch ausgetrieben haben in den letzten 14 Tagen auch die Triebe einiger Nadelbäume.
So auch jene der Gemeinen Fichte (Picea abies). Dieser anmutige Baum, der bereits bei den Kelten in großem Ansehen stand, lädt uns im Moment geradezu dazu ein, ihn zu bewundern. Das helle Grün der Spitzen ist wirklich besonders schön und man kommt nicht an ihnen vorbei. So zumindest ist die Wirkung auf mich.
– Und falls du sie noch nie probiert hast, dann ist jetzt genau die richtige Zeit dafür. Sie schmecken leicht säuerlich, – kurz denkt man an Sauerampfer oder Sauerklee, aber dann kommt doch schnell das Harzige und das Intensive des ätherischen Öls durch.
MAIWIPFERL-SCHICHTSIRUP
Die Neuaustriebe tragen die Kraft des Frühlings in sich. Die enthaltenen ätherischen Öle, Harze, Gerbstoffe, Vitamin C (…) machen sie zu einem kleinen Vital-Paket und sie können auf vielerlei Art und Weise verarbeitet werden.
Neben Tee und klassischer Tinktur, kann man etwa auch eine Art „Franzbranntwein„, zum Beispiel kombiniert mit dem Kriechenden Günsel, machen.
Ein durchblutungsförderndes „Fußbade-Salz“ ist ebenfalls schnell hergestellt. „Fichten-Bonbons“ oder „schokolierte Fichtenspitzerl“ sind etwas für den Gaumen.
Ein „Fichten-Body-Scrub“ bringt die Haut zum Strahlen. Ein Ölauszug kann zu Salben & Cremen weiterverarbeitet werden und natürlich kann man sie getrocknet auch zum Räuchern verwenden.
Ein altes, wohl viele Male überliefertes Rezept ist das des „Maiwipferl-Schichtsirups“. Es ist eines der Rezepte, die wirklich ein Jeder ausprobieren kann, auch wenn man (noch) nicht kräuterversiert ist.
Es braucht nur zwei Zutaten, ein Behältnis und etwas Zeit. Eine optimale Sache, die man auch ganz herrlich mit Kindern zubereiten kann.
Genau das ist für mich gelebte Volksheilkunde. Einfache Zubereitungen, – selbst mit den Händen hergestellt. Im besten Fall die Familie, wie eben zB die Kids, in dieses Tun mit eingebunden. Und als Dank erhält man besondere „Arzneien“ für die Hausapotheke, die uns präventiv stärken oder im Akutfall unterstützen können.
Meine Kinder, fast sechs und zehn Jahre alt, mögen dieses Eingebunden-Sein sehr und lieben des Maiwipferl-Sirup voll und ganz. Er schmeckt aber auch wirklich lecker! :-
Wie stellt man den Sirup also nun her?
An einem schönen Tag sammelt man die hellgrünen, noch nicht zu langen Maiwipferl.
Dabei sind zwei Dinge wichtig:
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Nicht alles von einem Baum nehmen, sondern mit Achtsamkeit und Hausverstand sammeln.
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Nicht mit der stark giftigen Eibe verwechseln.
Für mich als Landei ist die Fichte ein bekannter Baum, der mich mein Leben lang begleitet und quasi „überall“ steht. Wenn dieses Thema für dich aber eher neu ist, sei dir sicher, was du sammelst! Vorher gut informieren.
Wenn du die Wipferl gesammelt hast, verarbeite sie rasch. Ich persönlich zerkleinere die Triebe immer noch etwas mit dem Wiegemesser.
Dann geht es schon los mit den Schichten. Die erste Schicht bildet der Zucker. Die nächste Schicht sind dann die Fichtenwipferl, – hier darf man ruhig mehr nehmen. So als Richtwert schau einfach, dass die Lage mit den Wipferln 1 1/2 bis 2x so dick ist, wie der Zucker.
So machst du das bis obenhin, – die letzte Schicht bildet wieder der Zucker.
Dann wird das Glas verschlossen und auf die Fensterbank gestellt.
Die Temperatur sollte relativ konstant sein. Etwas Gleichmäßigkeit tut dem Vorgang gut. Ähnlich wie bei den Ölauszügen stelle ich persönlich das Glas nicht in die pralle Sonne.
Dieser Vorgang, also dass der Zucker sich auflöst und in diesem Zuge die Inhaltsstoffe der Fichte mit herauslöst, dauert nun einige Wochen. Es bedarf ein wenig Zeit und Geduld.
Wenn sich der Zucker ganz aufgelöst hat, wird das Glas geöffnet, der Inhalt durch ein Sieb sauber abfiltriert und in dunkle Flaschen abgefüllt.
Beschriften nicht vergessen.
VARIATION ERDKAMMER-SIRUP
Eine schonende und besondere Variation, – ich werde sie heuer mit meinen Kids das erste mal selbst ausprobieren, ist der Erdkammern-Sirup.
Hier wird das gut verschlossene, am besten noch in ein Tuch eingewickelte Ansatzglas in der Erde vergraben. Einen halben Meter tief darf das Glas schon eingegraben werden. Vielleicht hast du ja ein Lieblingsplatzerl!
Hier unter der Erde ist es nun dunkel und die Temperatur gleichmäßig. 8-12 Wochen darf der Ansatz dort bleiben. Dann wird es ausgegraben und, genauso wie der Ansatz im Licht, abfiltriert und in Flaschen gefüllt.
HAUSAPOTHEKE
Nun ist der Maiwipferl-Sirup fertig. Bei mir ist er fixer Bestandteil meiner Hausapotheke. Ich hab ihn auch schon mit Tannen-, Douglasien- und Lärchentrieben gemacht.
Besonders gerne mische ich auch andere heilsame Kräuter dazu. Nimm doch zB Thymian oder/und Spitzwegerich dazu. Die Wirkungen ergänzen sich sehr gut.
Von dem Sirup nehmen wir bis zu 3 TL täglich. Bei den ersten Erkältungsanzeichen, Halskratzen, Schluckbeschwerden und allem voran natürlich bei Husten (auch Reizhusten) eignet sich der Sirup hervorragend.